Schoresch Davoodi, stellvertretender Vorsitzender der Piratenpartei in BaWü, und Alexander Kohler, Themenbeauftragter Außenpolitik, engagieren sich im Ressort Außen- und Sicherheitspolitik der Piratenpartei.
Alexander Kohler ist in der deutschsprachigen X/Twitter-Community seit Jahren u.a. durch seinen wöchentlichen Space (offenen Voice-Chat) zur Geopolitik bekannt, in den letzten 2 Jahren mit Schwerpunkt Russland und Ukraine. Außerdem ist Kohler Mitorganisator der jährlichen Piraten-Sicherheitskonferenz in München( https://events.pirate-secon.net/ )
In ihrem Panel auf dem Zukunftsforum Dresden diskutierten sie Strategien, um Internet-Trollen zu begegnen, die gezielt Desinformation verbreiten.
Nach einer einführenden Erklärung des Begriffs „Troll“ in der Netz-Etikette berichteten sie über die frühen Erfahrungen der Piratenpartei auf Twitter, lange bevor andere deutsche Parteien sich auf diese Plattform trauten.
Erst durch Donald Trumps exzessiven Gebrauch von Twitter sei die Plattform auch ein Ort der deutschen Debatte geworden. Problematisch dabei sei, dass einige Journalisten Twitter als Quelle nutzten, ohne die Inhalte kritisch zu prüfen.
Twitter sei aber schon früh als ein Werkzeug genutzt worden, um falsche Informationen zu „waschen“, ihnen durch Verbreitung auf der Plattform eine Glaubwürdigkeit zu geben – ähnlich wie Schwarzgeld durch Geldwäsche gereinigt werden soll.
Problematisch sei das häufige Kokettieren mit technischer Unwissenheit in Deutschland – es gäbe kaum Bewusstsein für die Fallstricke der digitalen Medien. Dabei sei die Nutzung von digitalen Plattformen für gesellschaftliche und politische Debatten eine Medienrevolution, die mit der des Buchdrucks vergleichbar sei.
So könne über Likes manipuliert werden, die Plattform könne zur Radikalisierung von Communities führen.
Die Piratenpartei sei früh Ziel von Attacken von Trollfarmen geworden. Da diese weiter hochrüsten und bessere Möglichkeiten hätten, sei heute eine neue Phase im Informationskrieg eingetreten.
„Es geht Akteuren wie Russland nicht darum den Informationsraum zu dominieren, sondern vor allem das Vertrauen der Menschen in die Demokratie und den demokratischen Diskurs zu zerstören.“
Schoresch Davoodi, stellvertretender Vorsitzender der Piratenpartei in BaWü und Kandidat für das Europa-Parlament
Alex Kohler verwies hierbei auch auf die Risiken der Digitalisierung in Ländern wie Estland, deren digitales Wahlsystem und die damit verbundenen Schwierigkeiten Märt Põder in seinem Vortrag auf dem Zukunftsforum erläuterte.
Die Frage, wie man sich gegen die feindliche Einflussnahme durch Trollnetzwerke wehren könne, beantworteten Kohler und Davoodi mit: Bildung und Empowerment mündiger Bürger.
Als Gegenwehr würden auch technische Methoden wie Netzwerkanalysen der Trollnetze helfen. Dabei müsse man sich damit auseinandersetzen, wie Bots funktionieren.
Russland versuche, politische Extrempositionen zu kontrollieren und zu pushen. Hier fehle in Deutschland ein Bewusstsein auf staatlicher Ebene, mit geeigneten Mitteln entgegen zu wirken.
Autor Thomas Franke warf in einem Kommentar ein, dass es früher eine Gatekeeping-Funktion von Journalisten gab, die Informationen vor Veröffentlichung geprüft hatten. Diese Filterfunktion falle mit den digitalen Plattformen weg. Damit entstehe ein Einfallstor für Desinformation. Er fragte, ob es möglich sei, ein funktionsfähiges Gate-Keeping wiederherzustellen?
Alex Kohler glaubt, dass die Gesellschaft für die Entwicklung eines verantwortlichen Umgangs Zeit brauche. Eine Herausforderung sei, dass Medien heute weniger Geld für solide journalistische Arbeit zur Verfügung steht.
Schoresch Davoodi hält es daher für wichtig, eine Debatte über den Umgang mit den Plattformen zu fördern und zu fordern. Viele Politiker duckten sich bei diesem Thema gerne weg. Bürger sollen Verantwortung fordern.
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