Gemeinsam Heimatlos

Gemeinsam Heimatlos

„Gemeinsam Heimatlos“ ist eine Foto- und Interview-Reihe von und mit Geflüchteten aus Syrien, Eritrea, Libyen und der Ukraine. Entwickelt von der Fotografin Vira Dumke und der Ärztin und Schriftstellerin Iryna Fingerova gemeinsam mit der Plattform Dresden e.V.
https://plattform-dresden.de/gemeinsam-heimatlos/

Auf dem Zukunftsforum Dresden lasen 3 ukrainische Frauen ihre aufgezeichneten Fluchtgeschichten vor.

Die Frauen lasen Teile ihrer aufgezeichneten Erfahrungsberichte in ukrainischer Sprache vor, es wurde anschließend ins Deutsche übersetzt.
Den Anfang machte Sascha, eine junge Mutter aus Charzysk, die 2014 vor den damals einrückenden russischen Besatzern nach Kramatorsk floh, und sich dort mit einem neuen Partner ein Zuhause aufbaute. Ihre Hoffnung, dort eine Heimat für den Rest ihres Lebens zu finden, wurde durch die russische Vollinvasion in 2022 brutal zerstört. Gemeinsam mit 2 kleinen Söhnen floh sie nach Dresden. Nachts im nirgendwo der Stadt angekommen, erleben sie spontane Hilfe von Dresdner Bürgern: in einem McDrive, der eigentlich schon geschlossen ist, wird ihnen zu Essen gegeben, sie werden zum Hauptbahnhof gefahren, wo sich andere freiwillige um eine Unterkunft kümmern.
Sascha ist es gelungen, ihre älteren Verwandten zu überzeugen, auch nach Deutschland in Sicherheit zu kommen. Auch wenn Sascha sich mittlerweile stark in Dresden engagiert und ihre Kinder anfangen, sich in Deutschland zurecht zu finden, ist bei ihnen Wunsch sehr stark, wieder in die ukrainische Heimat zurück kehren zu können, wenn es die Sicherheit dort erlaubt.

Gepäck: nur einer Handvoll Lebensmittel und die Katze

Viel Energie steckt auch in Zinaida, 77 Jahre junge Bauingenieurin aus der Region Saporischschja, die zu Beginn der russischen Invasion 2022 die Herstellung von Molotow-Cocktails gegen die russischen Angreifer unterstützte. Als sich die russische Armee ihrem Heimatort näherte, floh sie mit Tochter, Enkeltochter, einer Handvoll Lebensmitteln und ihrer Katze nach Dresden.

Auch wenn sie hier auf große Hilfsbereitschaft stieß, war die erste Zeit in Deutschland von der Trauer um den Verlust der Heimat geprägt. Die Angebote des Ukrainischen Hauses in Dresden, die gezielt auf Senioren zugeschnitten sind, holten Zinaida wieder ins Leben zurück. Heute engagiert sie sich im ukrainischen Chor, backt und kocht gemeinsam mit anderen Seniorinnen für Veranstaltungen. Stolz ist sie auf ihre Enkeltochter, die in Dresden einen Friseursalon eröffnet hat.

Dankbar für die Hilfe und Unterstützung in Dresden ist auch die 87-jährige Olena aus Kyiv. Sie erzählte, dass sie sich gut in Dresden eingelebt hätte, alle Dresdner Museen besichtigt hätte und zu dem Schluss gekommen sei: Dresden sei nicht schlechter als die ukrainische Hauptstadt Kyiv.

In einer leidenschaftlichen Rede erklärte sie, auch wenn sich ihre Enkeltöchter in Deutschland akademische Karrieren aufgebauht hätten, wäre für sie selbst die Trennung von der Heimat schmerzlich. Sie berichtete über die vielen ukrainischen Gefallenen auf den Friedhöfen, erklärte aber in aller Deutlichkeit, dass sie an den Sieg der Ukraine glaube.

„Ich möchte Hilfe. Ich möchte, dass die ganze Welt weiß, dass die Ukraine friedlich ist und den Frieden will.
Und sie sollen uns helfen – denn die Ukraine blutet und weint. Es tut mir sehr weh für die Ukraine und für das gesamte ukrainische Volk.
Und ich danke den Deutschen für ihre Hilfe.”

Olena, 87, aus Kyiv

In der anschließenden Debatte wurden die Senioren-Angebote des Ukrainischen Hauses in Dresden als vorbildlich gelobt, diese Idee sollten auch andere Institutionen aufgreifen.
Auch der Deutsch-Ukrainische Stammtisch für Jugendliche würde helfen, Brücken in die deutsche Gesellschaft zu bauen.

Natalija Bock berichtete über eine Entwicklung, dass russische Vereine sich umbenennen würden, unter neutralem Namen Hilfe für ukrainische Flüchtlinge anbieten würden und auf diese Weise Fördergelder abgreifen würden. Hier sei Aufmerksamkeit und Vorsicht geboten.

Die Geschichte von Sascha ist hier in voller Länge zu finden:
https://infopost.media/bez-domu-sasha-z-harczyzka/


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