Bachmut lebt: Auferstehen aus Ruinen

Bachmut lebt! Auferstehen aus Ruinen

Die vollständige Vernichtung der ukrainischen Stadt Bachmut ist Symbol für die Zerstörungswut Russlands in der Ukraine. Obwohl die Stadt vollkommen evakuiert werden musste und zur Zeit (16. 06.24) von russischem Militär besetzt ist, hat die Stadtbevölkerung sich und die Stadt nicht aufgegeben.
Das Team um Bürgermeister Oleksii Rewa und der Stadtrat von Bachmut planen aktiv den Wiederaufbau der Stadt nach der erfolgreichen Rückeroberung des Gebiets.

Auf dem Zukunftsforum stellten Oleksandr Marchenko, stellvertretender Leiter der Militärverwaltung der Stadt Bachmut und Tetiana Tatarinova, Leiterin der Abteilung für wirtschaftliche Entwicklung des Stadtrats von Bachmut ihre Aktivitäten vor. Den Zusammenhalt der vertriebenen Stadtbevölkerung zu stärken und das Wiederaufbau-Projekt „Stahl Traum“zu entwickeln, das gemeinsam mit der Exil-Verwaltung von Mariupol entwickelt wird.

Übersetzung: Sergij Schidlowski, Moderation Peter Holzer.

Zu Beginn schilderten die beiden Vertreter der Stadt ihre persönliche Lebenssituation:

Die Stadtverwaltung der 200 km weiter westlich gelegenen ukrainischen Großstadt Dnipro hat dem Verwaltungsteam aus Bachmut Räume und Ressourcen zur Verfügung gestellt als Ausgangsbasis für deren Aktivitäten.

Dabei war ein wichtiger Ansatz nach der vollständigen Evakuierung der Stadt vor dem russischen Einmarsch: weiter Kontakt zu den 82.000 Bewohner zu halten, die in unterschiedliche Regionen der Ukraine und Europas geflohen waren. Bei etwa 42.000 Bachmutern, die sich zur Zeit in der Ukraine aufhalten, sei dies bereits gelungen.

Community-Management der geflüchteten Bewohner

Das Team um Bürgermeister Rewa versucht diesen Menschen in 30 Zentren, die über die gesamte Ukraine verstreut sind, konkret in ihrer Lebenssituation zu helfen. So sind Community-Manager vor Ort, die in Abstimmung mit den jeweils örtlichen Verwaltungen Hilfsangebote für die Flüchtlinge organisieren: Medizinische Hilfe, Medikamente, juristische Unterstützung. Aber auch Online-Unterricht für die Schüler und kulturelle Angebote, um den Zusammenhalt der Community zu stärken.

Das Team um Bürgermeister Rewa und Vizebürgermeister Marchenko ist regelmäßig zu diesen Zentren unterwegs, um für die Menschen vor Ort ansprechbar zu sein und schnelle Lösungen für unterschiedliche Probleme zu finden.

Reparations-Kosten

Bei der Frage nach dem Wiederaufbau lenkte Marchenko den Blick auf die enorme Zerstörung der Infrastruktur durch die russischen Aggressoren. Die Kosten für Beseitigung der Minen, Blindgänger und des Bauschutts und die Wiederherstellung der Infrastruktur gingen in die Milliarden. Man wolle sich aber jetzt schon mit der Kostenermittlung beschäftigen, um entsprechende Reparationsforderungen an Russland stellen zu können.

Erst nach einigen Jahren sei überhaupt an Wiederaufbau zu denken. Hier bei Fokussiere man sich bei dem Projekt „Stahl-Traum“ auf den Wiederaufbau eines Wohnbezirks für 18.000 Menschen. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Stadt Mariupol und dem von dort stammenden Stahlkonzern Metinvest vorbereitet.

Stahl-Traum mit Mariupol

Dafür arbeite man mit den besten verfügbaren Planern zusammen um ein vorbildlich gestaltetes modernes Wohnquartier zu schaffen. Es soll nicht nur als Vorbild für andere Wiederaufbauprojekte in der Ukraine dienen soll, sondern auch in der europäischen Architekturdebatte Aufmerksamkeit erzeugen soll. Hierbei werde versucht, Modulbausysteme zu entwickeln, die einen schnellen Wiederaufbauversprechen.
Gleichzeitig werde versucht, möglichst schnell Teile der Altstadt von Bachmut aufzubauen, um einen Identitätsstiftenden Kern zu erhalten.

Was ist die Zukunftsvision 2040 für Bachmut, die es für Geschäftspartner und Besucher attraktiv machen könnten? Die Frage beantwortete Marchenko mit den Besonderheiten Bachmuts:
den großen Salzgruben, die von der bekannten Sektkellerei Artwinery für Herstellung und Lagerung des Krimskoye-Sekt genutzt wurden und selbst eine Touristenattraktion darstellen. Man hoffe auch, dass Hersteller wie Knauf die Produktion von Salz- und Gipsprodukten vor Ort wieder aufnehmen werden.

Hilfe: Notunterkünfte und Städtepartnerschaft

Aber wie kann Deutschland Bachmut heute konkret helfen: Marchenko sieht den dringlichen Bedarf in Notunterkünften für die Bewohner von Bachmut. Sein Team suche zur Zeit Baugrundstücke im Westen der Ukraine für Behelfssiedlungen. Westliche Partner könnten beim Bau von provisorischen Unterkünften an den geplanten Standorten helfen.

Sobald das Gebiet von Bachmut von den russischen Eroberern befreit sei, könnten die Anwohner mit den Behelfsbauten wieder auf bereits geräumtes Gebiet von Bachmut zurückkehren und bei Räumung und Wiederaufbau der Stadt mit anpacken. So wie es die Bewohner in europäischen Städten nach dem 2. WK machten.

Städtepartnerschaft

Überhaupt sieht Marchenko den Wiederaufbau europäischer Städte, insbesondere in Polen und Deutschland als ermutigendes Vorbild für den Wiederaufbau in der Ukraine an. Hier könne man durch Zusammenarbeit lernen. In dem Zusammenhang schlugen die Organisatoren des Zukunftsforums eine Städtepartnerschaft einer deutschen Stadt mit der Ukraine vor. Dieser Vorschlag wurde von den Vertretern der Stadt Bachmut gerne aufgenommen.

Weitere Quellen:
Instagram-Account von Oleksii Rewa: https://www.instagram.com/olexiyrevaofficial/
Veranstaltung Zukunftsforum: https://zukunftsforum-dresden.eu/resuemee-samstag-11-5-2025/


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